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Schielen – Warum ist es so schlimm?

11. Dezember 2022

Haben dir deine Eltern bzw. Großeltern auch immer gesagt, dass du nicht schielen sollst, weil sonst die Augen stecken bleiben können? Wie groß die Gefahr ist, dass die Augen stecken bleiben, erfährst du zusammen mit einer verblüffenden Tatsache am Ende des Beitrages.

Eines vorweg – wenn du mit beiden Augen zur Nasenspitze schaust, heißt das nur umgangssprachlich Schielen. In der Medizin spricht man von Schielen (Strabismus) dann, wenn nur ein Auge von der Sehrichtung abweicht – also z.B. nach Innen, Außen, Oben oder Unten.

Diesen Blogbeitrag gibt es auch auf YouTube als Video:

Warum ist Schielen so ein großes Problem?

Beim Schielen schauen beide Augen auf unterschiedliche Objekte. Das Gehirn kann die beiden Bilder nicht verbinden und dadurch entstehen Doppelbilder, die sehr irritierend sind. Dafür hat das Gehirn eine erstaunliche Lösung, es blendet meistens einfach das Bild von einem Auge aus. Obwohl dieses Auge voll funktionstüchtig ist, kommt das Bild im Gehirn nicht oder nur unvollständig an (schwachsichtiges Auge, Amblyopie, Lazy Eye).

Dadurch ist zwar das Problem der Doppelbilder gelöst, aber es entsteht ein neues Problem: Mit nur einem Auge gibt es kein echtes dreidimensionales Sehen. Für Kinder bedeutet das, dass sie z.B. bei Ballsportarten deutlich im Nachteil sind. Ich war meine ganze Kindheit lang traurig, weil ich im Ballfangen so schlecht war. Ich wusste nicht, dass ich einfach erst viel zu spät erkenne, wie weit der Ball noch von mir entfernt ist. Damit war ich immer ein wenig zu langsam. Für Erwachsene kann ein fehlendes 3D-Sehen bedeuten, dass sie sich beim Einparken (und Autofahren generell) viel schwerer tun.

Ist Schielen heilbar?

Meistens wird einem erklärt, dass man weder gegen das Schielen, noch gegen so ein schwachsichtiges Auge (Amblyopie, Lazy Eye) sowie das fehlende 3D-Sehen etwas machen kann. Die Neurowissenschaftlerin Susan Barry, liebevoll auch "Stereo Sue" genannt, beschreibt in ihrem Buch "Fixing my Gaze: Wie ich lerne dreidimensional zu sehen" eindrücklich, dass dies alles auch in fortgeschrittenem Alter noch möglich ist.

Können die Augen stecken bleiben?

Nun aber endlich zur Antwort auf die Frage, ob die Augen stecken bleiben können: Nein, da besteht keine Gefahr. Oder hast du dir schon einmal Sorgen gemacht, dass dein Arm stecken bleiben könnte, wenn du ihn ganz fest anwinkelst? Das Nach-innen-Richten beider Augen – die sogenannte Konvergenz – ist sogar überaus wichtig, um Lesen zu können. Wenn du etwas in der Nähe anschaust, wandern die Augen zusammen, natürlich nicht ganz so extrem, wie wenn du auf die Nasenspitze schaust. Wenn du in die Ferne schaust, richten sie sich wieder parallel aus. Bei der Altersweitsichtigkeit, bei der ja das Sehen in der Nähe eingeschränkt ist, kann das bewusste Nach-innen-Richten der Augen sogar ein gutes Training sein.